Oranienburg-Post Nr. 1

Basics

Einleitung

Die Geschichte der Strahlenbelastung in Oranienburg ist bis dato kaum erforscht, die heutige Intensität aber gut belegt. Messungen zeigen: Besonders hoch ist die Belastung auf zwei Flächen, die bis 1945 zum Firmengelände der Oranienburger Auerwerke zählten. Dort lagen Entwicklungs- und Produktionsstandorte, die am Ende des 2. Weltkriegs bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört wurden.

Angriff auf Oranienburg

Als Angriffsziel wurde damals der nahegelegene Bahnhof vorgeschoben. Was die US-Streitkräfte aber wussten: In den Auerwerken wurde nicht nur mit Seltenen Erden und ihrer Vermarktung in radioaktiven Produkten experimentiert. Seit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde hier auch an der militärischen Nutzung von Radioaktivität geforscht. Hier, in Oranienburg, ballten sich Rohstoffe und Wissen, die zur Entwicklung der Atombombe beitragen könnten.

Auerwerke nach Luftangriff.

Das deutsche Atomprojekt und Oranienburgs mögliche Rolle sind mittlerweile Gegenstand einiger Forschungsarbeiten über die Vorgeschichte des Kalten Kriegs. Doch die Geschichte der Auerwerke und der von ihnen ausgehenden Strahlung beginnt früher. Sie hängt eng mit dem Boom der Stadt Berlin um 1900, dem plötzlichen Bedarf an Beleuchtungstechnologien und der rasanten Verbreitung des sogenannten Auerlichts zusammen.

Environmental History

Wir wollen diese Geschichte von Oranienburg als Ort von radioactivity as commodity erforschen. Dafür sind einige methodische Umwege nötig. Viele Unterlagen, die in den Werksgebäuden lagerten, wurden kriegsbedingt vernichtet, ebenso wie die Bauten und Einrichtung selbst.

Viele historische Strukturen und Dokumente, aus denen die Anfänge der Strahlung verständlich werden könnten, sind also verloren. Allerdings lässt sich die Umwelt, die sich seither in Oranienburg entfaltet, auch auf ihre Geschichte hin lesen. Dabei helfen Ansätze aus IT und Umweltforschung, aus Design und Oral History. Erkenntnismittel sind dann Daten und Werte, Gestaltungen und Erinnerungen.

Aber wie steht es um klassische Quellen geschichtlicher Forschung? Welches Material haben die Archive in Berlin und Brandenburg zu bieten?