Jede wissenschaftliche Arbeit, egal ob Hausarbeit oder Abschlußarbeit, entsteht aus der Wechselbeziehung von fünf Instanzen: Aus Dir, dem Gegenstand, der Fragestellung, der Forschungsliteratur und dem wissenschaftlichen Instrumentarium. Auf der Grundlage dieses Beziehungsgeflechts geht es darum, anhand einer Fragestellung Ideen zu entwickeln und Thesen zu formulieren, die Du dann argumentativ entfaltest und anhand Deines Gegenstands erörterst, belegst oder gegebenenfalls widerlegst. Dabei solltest Du Dir zu jedem Zeitpunkt klar sein (und dies auch dem Leser transparent machen), mit welchen Begriffen Du arbeitest (Arbeitsbegriffe mit klarer Definition) und über welche Begriffe Du arbeitest (Gegenstandsbegriffe mit zu untersuchender, zu diskutierender oder zu problematisierender Bedeutung). Es entsteht so ein in sich geschlossener Text, in dem Du einen von Dir gewählter Gegenstand unter einer bestimmten Fragestellung mit einem kulturwissenschaftlichen, meist aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen stammenden Instrumentarium analysierst, und zwar in Auseinandersetzung mit dem, was in der Forschung bereits zu dieser Fragestellung und/oder zu diesem Gegenstand geschrieben worden ist. Ganz grundsätzlich gilt: Kein Text ist perfekt. Darum solltest Du, mußt Du irgendwann einen Schlussstrich ziehen und Dich zufrieden fühlen.

Gegenstand & Fragestellung

Nur Gegenstand und Fragestellung ergeben in ihrem Zusammenspiel das Thema der Arbeit und stecken ihren Rahmen ab. Gegenstand kann ein konkretes Objekt sein, ein Ereignis, eine Theorie, ein kulturelles Phänomen usw. Dein Gegenstand ist also meistens schnell gefunden, muß dann aber natürlich noch genauer eingegrenzt und beschrieben werden. Hier kommt die Fragestellung ins Spiel: Eine Fragestellung benennt die Aufgabe, die Du Dir mit Deiner Arbeit stellst, konkret. Sie greift ein Problem auf, zum Beispiel eine Erkenntnislücke. Fragen kannst Du z.B. nach dem historischen Kontext einer Theorie, nach der Funktionsweise eines kulturellen Phänomens, nach der Struktur und Geschichte eines Objekts usf.

Schreibmaschine

Womit nun die wissenschaftliche Arbeit konkret schreiben? Die Frage »Womit nicht?« läßt sich einfacher beantworten: Nicht mit dem Programm, das alle benutzen. Wer seine Arbeiten mit Word schreibt, riskiert Datenverluste kurz oder langfristig, ist mit unnötigen Bedienungstätigkeiten des Programms beschäftigt und bindet sich wegen des propritären Datenformats langfristig an eine kommerzielle Software. Bleiben die sogenannten Office-Klone oder radikale Alternativen wie LaTeX.

Eigentlich sollte jetzt ein längerer Werbebeitrag für LaTeX kommen, das sich längst aus der dunklen Ecke nerdiger Programmierer auf die Lichtungen guter Bedienbarkeit begeben hat. Einmal erlernt, gibt es nichts effektiveres. Allerdings ist ein längerer Lernweg unvermeidbar, was am Konzept einer Textverarbeitung liegt, die im Klartext in den Text hereinschreibt, was der Computer damit machen soll, also beispielsweise \emph{etwas} hervorheben. Wer es ausprobieren möchte ohne große Installationen, dem sei Overleaf wärmstens empfohlen. Bleiben also die freien Office-Klone, von denen ich LibreOffice herausgreife. Also: Programm und zugehöriges deutsches Sprachpaket runterladen und installieren.

Bibliographische Angaben/Zotero-Anbindung

Dann braucht es eine Schnittstelle zu Zotero, damit die bibliographischen Angaben automatisiert übernommen werden. Das entsprechende PlugIn findet sich in Zotero unter Einstellungen → Zitieren → Textverarbeitungsprogramme → LibreOffice Add-In installieren. Eventuell muß vorher noch Java installiert werden, was per Knopfdruck geht. Jetzt LibreOffice neu starten, dann geht es los. Nach einem Zitat oder einem Verweis auf Add/Edit Citation klicken, eventuell einen neuen Zitierstil auswählen, Literaturangabe suchen und auswählen. Es wird dann automatisch eine entsprechende Fußnote angelegt.

Gliederung/Formatierung

Jeder Text verfügt über eine Binnengliederung. Damit diese für den Leser erkennbar ist, wird der Text entsprechend formatiert. Oder anders herum: Die Formatierung eines Textes hat den einzigen Sinn und Zweck, die Lesbarkeit zu optimieren. Das heißt, daß Du Deinen Text erst dann formatieren kannst und solltest, wenn Du Dir über die Gliederung im Klaren bist. Was aber sind die Gliederungselemente einer wissenschaftlichen Arbeit?

Die Kerneinheit eines jeden wissenschaftlichen Textes ist der Absatz. Dieser sollte klar von seinem nachfolgenden Absatz abgetrennt sein. Dies kann entweder durch einen zusätzlichen Abstand am Ende des Absatzes oder, schöner, durch eine Einrückung der ersten Zeile um 0,5 cm geschehen. Allerdings gibt es Absätze, die dann anders formatiert werden müssen, nämlich jeweils die ersten Absätze nach einer Überschrift. Also: Zwei Formatvorlagen für Absatz ohne Einzug und Absatz mit Einzug definieren. Diese Formatvorlagen basieren auf den Seiteneinstellungen und dem Standardformat, was einen guten Satzspiegel garantiert.

Die nächst größere Gliederungsstufe ist das Kapitel. Es ist durch eine Überschrift vor dem ersten Absatz erkennbar. Wenn wir von einer insgesamten Seitenzahl von etwa 50 ausgehen, ergibt sich daraus eine logische Obergrenze von Überschriften bzw. darunterliegenden Gliederungsebenen. Ich empfehle, nur maximal eine weitere Gliederungsebene mit Unterüberschriften zu verwenden. Auch hier sollten die entsprechenden Formatvorlagen vergeben werden. Wer mag, kann dabei eine andere Schriftart verwenden. Vermieden werden sollte grundsätzlich eine Doppelung von Auszeichnungen wie z.B. fett und unterstrichen.

Teil des wissenschaftlichen Dokumentierens sind selbstverständlich Belege und Verweise, die bitte voneinander zu unterscheiden sind: Belege dokumentieren die Quelle eines Zitats; Verweise geben Hinweise auf zusätzliche Quellen. Für die Lesbarkeit ist es gut, beides als Fußnoten aus dem Haupttext auszugliedern.

Bleibt dann noch der Rahmen um den Text. Dieser umfaßt mindestens die Titelei und das Inhaltsverzeichnis. Um das Inhaltsverzeichnis kümmert sich, wenn man die Formatvorgaben ordentlich definiert hat, der Computer selbst. Für die Titelei empfehlen sich entweder Formatvorlagen für Titel, Autor, Universität, Datum etc. oder auch eine freihändige Formatierung.