Techniken des Nährens

Beiträge zur Kulturgeschichte von Nahrungsasymmetrien, seit 2015

Concorde, Hintere Galley Nr. 7.

Die gegenwärtige Klimakrise, die sogenannte Rohstoffkrise und Lieferkettenengpässe in allen Lebensbereichen stellen das zentrale Ernährungsparadigma der europäischen Moderne infrage, das wesentlich auf einer von Raum und Zeit unabhängigen Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und Nährstoffen aus allen Teilen der Welt basiert und seit Jahrhunderten mit einer entsprechenden Ungleichverteilung von Ressourcen eingehergeht. Dies betrifft die massenhaften Versorgung menschlicher und tierlicher Individuen ebenso wie die Gestaltung und Aufrechterhaltung komplexer Mediensysteme und großer technischer Infrastrukturen, die von einer Vielzahl natürlicher und synthetischer Ressourcen abhängen. In einigen exemplarischen Studien werden die Techniken des Nährens kulturhistorisch hinterfragt, um so neue Ansätze einer global funktionierenden Ernährungskultur entwickeln zu können.

Einstieg: Culinarium. Ein fiktives Interview zur kulinarischen Lage der Zeit


Industrielle Fleischproduktion

Buchprojekt, abgeschlossen 2019

Roh, gekocht, kalt, heiß, fettig oder mager – Fleisch ist heute überall und jederzeit verfügbar. Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Fleisch als Konsumware unterscheidet unsere Moderne von allen vorherigen Epochen. Wer verstehen will, warum und wie wir Fleisch essen, muss ins Berlin des 19. Jahrhunderts zurückgehen. Hier erlangte Fleisch jene Selbstverständlichkeit, die im Zentrum der aktuellen Ernährungsdebatten steht.
 
Das Buch beschreibt die Kulturtechniken der industriellen Schweinefleischproduktion von der Zucht, der Haltung, der Schlachtung bis hin zur Distribution und Zubereitung. Er schildert, wie erst durch die Verschränkung einer Vielzahl industrieller Prozesse und Technologien die energiereiche Ernährung der arbeitenden Bevölkerung sichergestellt werden konnte. Der Fleischkonsum wurde damit im großstädtischen Alltag so stark wirksam, dass unser kulinarisches System dadurch bis heute geprägt ist. All dies fügt sich zu einer Geschichte des Überflusses zusammen – und regt zum Nachdenken über die historischen Bedingungen unserer eigenen Ernährungskultur an.
 
https://www.schoeningh.de
 
Rezensionen/Presse
Publikationen

2020

  1. Monographie
    kassung_2020c
    Fleisch. Die Geschichte einer Industrialisierung
    Christian Kassung
    2020

2019

  1. Aufsatz
    Schnittstelle Laderampe. Zur Infrastruktur des Schlachthofs
    Christian Kassung
    In: Materialität der Kommunikation, 2019

2017

  1. Aufsatz
    Vor dem Fleisch. Infrastruktur und Kulturtechniken des Viehhandels im Kontext der Industrialisierung
    Christian Kassung
    In: De/Synchronisieren? Leben im Plural, 2017